Milos Anfang der 70er

Paule bei Luluka
Paule bei Luluka

Mit Paule aus Paris hatte ich mich auf Milos verabredet, nachdem ich sie das Jahr zuvor in Matala auf Kreta kennengelernt hatte. Milos - warum Milos? Es war ihr Vorschlag gewesen - eine abgelegene Insel! Im Vorjahr noch war ich an den Westkykladen vorbeigefahren, etwas ängstlich vielleicht, war doch am 8. Dezember 1966 die Kreta-Fähre Heraklion auf dem Wege nach Chania westlich von Milos gesunken, als schlecht gesicherte Lastwagen im Sturm die Seitentüren durchbrachen. (Paule wollte dieses Schiff eigentlich nehmen, aber es war ausgebucht gewesen von Freunden der Eignerfamilie). Fast 250 Menschen waren ertrunken. Meine Fahrt nach Athen war normal verlaufen. Per Anhalter von Hamburg, immerhin 3000 km, man rechnete drei bis vier Tage für ausgebuffte Tramper.

Entenverladung
Entenverladung

Es war Wochenende und nach zwölf Stunden Seefahrt kam das Motorschiff "Kalymnos" nach dreimaligem Zwischenstopp endlich in Adamas an - die "Marilena" brauchte sogar noch eine Stunde mehr. Personenschiffsverkehr von Piräus nach Milos gab es nur mittwochs und sonnabends. Die Fähren damals waren Frachtschiffe, auf denen auch Passagiere mitfahren konnten. Autos wurden per Kran auf Deck gesetzt. Die anderen Westkykladen hatten keinen Schiffsanleger, und Mensch, Tier und Fracht wurden mit Booten (Landses) an Land gebracht. In Adamas aber konnte die Kalymnos längs der kleinen Mole anlegen und die Gangway hinunterlassen.

Schon von oben konnte ich Paule erkennen, die sich herzlich, sehr herzlich, zu herzlich von einem Kerl verabschiedete. Aber nun war ich eben da und wir waren schließlich verabredet. Trotzdem fing meine Liaison mit Milos also mit einer kleinen Enttäuschung an.

Adamas war damals wenig attraktiv, besonders, weil die Lastwagen mit den abgebauten Milos-Mineralien die Promenade benutzen mussten, um die an der Mole wartenden Schiffe zu beladen und in dauernder Reihe Lärm und Staub erzeugten. Allerdings gab es Luluka und ihr Kafenion schon, wo man direkt am Wasser sitzend die Fische füttern konnte und den guten Milos-Yoghurt mit dem noch besseren Milos-Thymianhonig genoß. Und natürlich Lukumades... Ein Kafedaki kostete 2,5 Drachmen (1 Mark war 7 Dr.). Auch vermietete sie das Zimmer über dem ihrer Familie. Dort kamen Paule und ich zu liegen für 20 Drachmen, von der Luluka-Familie getrennt von dünnen Boden-Bohlen...Luluka und ihr legänderes Kafeneion sind mittlerweile Geschichte...

Paule und Christian 2009
Paule und Christian 2009

Paule hatte in den vorausgegangenen Tagen einen Ausflug nach Pollonia gemacht und dort Pagona kennengelernt, die ihr von kleinen Grundstücken ebenda erzählt hatte, die man für wenig Geld erwerben könnte. Und Paule wußte von mir, daß ich träumte von einem kleinen, bescheidenen Refugium in dieser wunderbaren Ecke Welt, gerne auch abgelegen und einsam. Und als Französin war die Unterhaltung mit Pagona leicht, hatte doch diese, aus Pollonia stammend, die meiste Zeit in Belgien und Frankreich gelebt. Pagona verstarb im Januar 2011 nur wenige Wochen vor ihrem 100. Geburtstag. Und Paule war 2009 auch wieder einmal auf Milos, als Gast in einem unserer Zimmer.